Nach zwei Wochen Reise und ständiger Bewegung wurde ich für die nächsten sieben Wochen wieder sesshaft: Bereits im April hatte ich mich für den Sommerkurs Portugiesisch auf der Universität in Coimbra eingeschrieben – im Mai hatte ich dann ein Quartier vorzeitig organisiert, das für den Verlauf meine Basis werden sollte. Die Pension vermietete sowohl an Touristen als auch an Studenten – hier zog ich ein als Mitglied der bunt zusammengewürfelten WG:
Erasmus sei Dank – Studenten aus ganz Europa im internationalen Austausch bevölkern die WG: Treffpunkt ist die große Küche, jeden abend gegen 20h kommen alle informell zusammen. Am Wochenende gabs immer Fete:
Bis auf eine andere Teilnehmerin am Portugiesisch-Sprachkurs kommen alle aus unterschiedlichen Fachschaften, Sport, Literatur, Architektur, Medizin. Das Vorlesungszeit war offiziell vorbei – jetzt ging es an die Klausuren. Die meisten meiner Mitbewohner waren damit bereits durch, manche blieben ein paar Wochen länger, um auszuspannen oder ihr Budget durch den ein oder anderen Job aufzubessern. Ich fühlte mich wie ein Fisch im Wasser: Junge Leute, lockeres, geselliges Beisammensein, easy going, easy living. Meine Sprachen konnte ich alle anwenden, schnell war man integriert.
Ich begriff, dass ich nie ein „Student“ sondern während meiner Zeit an der Berufsakademie lediglich „Studierender“ war. Der Unterschied zwischen beiden ist fein aber bezeichnend. Umso gespannter war ich auf den richtigen Kurs.
Grob gesagt kann man die Studenten, die Portugiesisch lernen möchten, in drei Gruppen einteilen:
Schüler: Sind noch auf der Schule und lernen die Sprache als Ergänzung zum Pauken zu Hause. Fast alles Macau-Chinesen, in Klassenstärke vertreten, plus zusätzlicher Aufpasser für die Ausflüge in die Umgebung sowie ins Nachtleben.
Studenten: Studieren etwas „Fachnahes“ und nutzen die Semesterferien, um ihre Kenntnisse um eine weitere Sprache zu ergänzen. Manche können sich den Kurs anerkennen lassen – manche wollen nachher hier ihr Erasmusjahr verbringen. Deutlich sieht man die Gruppenzugehörigkeit nach Nationalitäten: Russland ist ebenso vertreten wie Hispano-Amerika, US-Amerika und die bunt zusammengewürfelte (West-)Europäische Union.
Erwachsene: Die meisten sind hier, weil sie Portugiesisch für den Job brauchen, oder weil sie einfach Portugiesisch lernen möchten: Sei es als Ingenieur für Spanien, z.B. als Missionar für Mosambik. Dieser heterogene Haufen ist der individuellste Part – Altersmäßig von Mitte 20 bis Mitte 60.
Ausflüge in die Umgebung wurden zu den beliebtesten Aktivitäten, nicht nur um die erlernten Sprachkenntnisse anzuwenden – auch um das Land & Leute kennenzulernen. Ganz oben auf der Liste – der Strand von Figueira da Foz:
Aber auch in der Stadt selbst war genug los – bei einem nächtlichen Streifzug durch Coimbra konnte man einige nette Begegnungen machen:
Entweder traf man auf verkleidete Fado-Sänger im Harry Potter-Kostüm:
oder man konnte sogar einer Rosenkönigin über den Weg laufen – zumindestens theoretisch:
Beim näheren Hinsehen ergaben sich jedoch manche „optische Täuschungen“:
Wie peinlich… aber ich glaube das lag wohl am vielen Vinho verde – ein junger, kräftig spritziger Wein, der in den Kopf geht: Siehe unten –
Aber Portugal hat noch viel mehr zu bieten: Also rein in die Kiste und Abfahrt!
– Obidos & Peniche:
– Lissabon
Meine persönliche Tee-Partie mit Fernando Pessoa – vor dem Café Brasil: